Der Vorstoß der Berliner SPD, die Förderung von Startups an Tarifbindungen und die Schaffung von Betriebsräten zu knüpfen, sorgt nicht nur in der Startup-Szene für Unmut. Dazu erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg:
„Über den bemerkenswerten Vorstoß der Berliner SPD, Startups zur Einführung von Betriebsräten und Tarifverträgen zu zwingen, haben wir uns sehr gewundert. Gerade erst hat der Berliner Senat unter Leitung des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller einen Runden Tisch Startups eingerichtet, und dann sollen Startups ohne Not und massiv unter Druck gesetzt werden. Der Vorschlag zeigt, dass der SPD weiterhin das Verständnis für die digitale Arbeitswelt fehlt und zudem nicht verstanden wurde, was junge Tech-Unternehmen brauchen, um auch in Deutschland erfolgreich wachsen zu können.
Startups mit Betriebsräten dürften sich an einer Hand abzählen lassen. Kein einziges der im Bitkom organisierten, mehr als 500 Tech-Startups verfügt über einen Betriebsrat oder die ebenfalls geforderte Tarifbindung. Betriebsräte und Tarifbindung mögen in Unternehmen anderer Branchen, höheren Alters, geringerer Wachstumsgeschwindigkeit und anderer Größe sinnvoll sein. Für Tech-Startups sind sie nicht nur überflüssig, sie sind absolut kontraproduktiv und schaden gleichermaßen den jungen Unternehmen wie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wenn man Startups aus Berlin vertreiben will: Die aktuellen Vorschläge der SPD sind ein geeignetes Mittel dazu.
Offenbar herrscht bei der Berliner SPD das Verständnis vor, dass es in Startups durchgängig Frontstellungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gibt, die Mitarbeiter bislang keine Möglichkeiten echter Mitwirkung haben und das beste Mittel zur angemessenen Beteiligung am Unternehmenserfolg Tarifverträge sind. Das Gegenteil ist der Fall. Die Unternehmenskultur der allermeisten Startups ist durch extrem flache Hierarchien, ein enges Miteinander und einen permanenten, intensiven Austausch zwischen Gründern bzw. Managern und ihren Mitarbeitern geprägt. In vielen Startups sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt und ein in den Frühphasen eventuell niedrigeres, regelmäßiges Gehalt wird durch die Chance auf Teilhabe am künftigen wirtschaftlichen Erfolg mehr als ausgeglichen.
Und so brauchen Startups nicht noch mehr Regularien, sie brauchen stattdessen mehr Platz zum Atmen und Ausprobieren. Sollte die SPD etwas für den Startup-Standort Berlin tun wollen, dann sollte sie sich für eine Flexibilisierung der völlig überholten Arbeitszeitregelungen mit elfstündigen Ruhezeiten stark machen. Dann sollte sie die täglichen durch wöchentliche Höchstarbeitszeiten ersetzen. Dann sollte sie sich für die Anpassung der aus der Zeit gefallenen Regeln zu Arbeitsstätten aussprechen. Und dann sollte sie sich für eine Änderung des Steuerrechts einsetzen, so dass an Startups beteiligte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig nicht mehr höher besteuert werden als die Gründer.“
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